Freitag, 22. Februar 2013

Anführungszeichen "irgendwie"

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Kurzgeschichte

Abschiede
Das Pfeifen begann, als Samira ihrem neunjährigen Damir einen Gute-Nacht-Kuss auf die Stirn drückte.
“Was ist das?” Rustam, ihr Großer, blickte mit weit aufgerissenen Augen hinter seiner Spidermandecke hervor. Samira beugte sich über ihn und streichelte über seinen braunen Schopf. “Es ist nur mein Teewasser, Schatz. Schlaft jetzt schön, es ist alles gut.” Rustam drehte ihr den Rücken zu und rollte sich wieder unter der Decke zusammen.
Samira zog leise die Schlafzimmertür hinter sich zu. Sie hinkte durch das Wohnzimmer und den dunklen Korridor in die Küche. Dort machte sie Licht, ging zum Herd, kochte Wasser auf und brühte den kalten Rest Schwarztees auf, der daneben stand. Aus dem Küchenschrank griff sie sich eine Tasse, schaltete mit dem Ellenbogen das Licht ab und bahnte sich vorsichtig ihren Weg zurück ins Wohnzimmer. Sie ließ sich in ihren Fernsehstuhl am Esstisch fallen und goss sich Tee ein.
Der Apparat war ganz leise gestellt, um die Kinder nicht zu wecken. Samira blickte stumpf auf den Bildschirm und drückte ihren rechten Handballen gegen die Stirn. Der stechende Schmerz in ihrem Kopf war in ein dumpfes Pochen übergegangen. Vorsichtig führte sie ihre Lippen an die dampfende Teetasse und nahm einen winzigen Schluck. Viel trinken, hatte der Arzt gesagt. Und viel frische Luft. Sie stellte ihre Tasse ab, erhob sich und tastete sich an den Stühlen entlang zum Fenster. Sie kippte einen der Flügel und sah durch den kleinen Spalt im Vorhang auf die Straße hinunter. Die Leuchtstoffröhre der Laterne vor ihrem Haus wankte im Wind. Die Luft roch frisch und sauber, es war Schnee angesagt. Die Kinder würden sich freuen, sie warteten schon sehnsüchtig darauf, ihren neuen Schlitten im Park einzuweihen.
Der Lichtkegel unter der schwankenden Laterne bewegte sich im falschen Rhythmus. Samiras Herz setzte zu einem wilden Pochen an, das auf Hals und Schläfen übersprang und dort weiterhämmerte. Ein leichter Schwindel ergriff sie, mit eiskalten Händen klammerte sie sich am Fensterbrett fest. Sie fixierte starr den kleinen Lichtfleck unter der Laterne.
Eine dunkle Gestalt mit hochgezogenem Mantelkragen löste sich aus der Dunkelheit und zog durch den Lichtschimmer. Danach war alles wieder ruhig. Samira schloss rasch das Fenster.
Eine Weile blieb sie unentschlossen stehen, dann seufzte sie unwillig und ging ins Vorzimmer. Ihr geübter Blick konnte trotz der Dunkelheit erkennen, dass die Sicherheitskette an der Wohnungstür eingehängt war.
Lautlos ging Samira ins Wohnzimmer zurück und setzte sich vor den Fernsehapparat.
Die Stimme des Kommentators war kaum auszumachen, doch sie kannte den Wortlaut, die Szene wurde zum tausendsten Mal übertragen: In einer feierlichen Prozession zog die Prachtstraße von Grosny vorbei, der protzige Präsidentenpalast, die prunkvolle Moschee und die vielen renovierten Häuser und Hotels im Stadtzentrum.
Samira schnaubte leise, stellte den Fernseher ab und ging ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen.
Als sie durch das Wohnzimmer zurückgeschlichen war und gerade die Klinke der Schlafzimmertür umfasst hatte, kam das erste Klopfen. Samira ließ die Türklinke los, drückte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Nach einer kurzen Pause klopfte es zum zweiten Mal. Dann hörte Samira ein leises Kratzen und Schaben. Sie begann zu beten: “Allah, gib, dass dieses letzte Mal nichts passiert, dann verspreche ich, dass ich etwas tun werde.” Immer und immer wieder schickte sie dieses Versprechen nach oben, gerade so laut, dass sie die Geräusche an der Tür übertönte.
Sie wusste nicht, wie lange sie so dagestanden hatte. Als sie bemerkte, dass ihr Herzrasen verklungen war und allmählich die Müdigkeit kam, löste sie sich von der Wand und öffnete die Schlafzimmertür. Sie zog sich im Dunkeln aus, tastete nach dem Nachthemd, das auf ihrem Bett lag und streifte es über. Lautlos schlüpfte sie ins Bett und starrte, auf dem Rücken liegend, ins Dunkel hinein. Die leisen, gleichmäßigen Atemzüge ihrer Kinder beruhigten sie. Irgendwann hüllte die Dunkelheit auch ihr Bewusstsein ein.
Als Samira erwachte, hatte sie das Gefühl, nicht geschlafen zu haben. Leise setzte sie sich auf und griff nach ihrem Handy auf dem kleinen Schreibtisch neben dem Bett. Vier Uhr fünfundfünfzig. Samira stand auf, steckte das Handy in die Tasche ihres Nachthemdes und verließ den Raum. Im Wohnzimmer durchzog sie ein eiskalter Schauer. Sie hatte vergessen, ihre Pantoffel anzuziehen. Samira ging zur Eingangstür und blieb davor stehen. Als der letzte Rest von Gefühl aus ihren nackten Füßen gewichen war, nahm sie die Kette ab und öffnete die Tür mit einem Ruck. Ein eisiger Schauer wehte ihr entgegen und hauchte ihr ein winzigklein zusammengefaltetes Blatt Papier vor die Füße. Als Samira sich danach bückte, sah sie die frischen Kratzer am Türstock.
Sie schloss ihre Sicherheitstür, hängte die Kette vor, trug das Blatt in die Küche, setzte sich an den Tisch und begann es zu öffnen. Es war viermal gefaltet, die Nachricht darauf war auf tschetschenisch und mit der Hand geschrieben.
“Du bist sehr naiv, wenn du geglaubt hast, dass es vorbei ist. Oder hast du vergessen, dass tschetschenische Kinder ihrem Vater gehören? Dein Mann lässt grüßen.”
. Samira zerknüllte das Blatt in ihrer Faust. Die Küche begann sich zu drehen. Die Kälte, die sie vorher in den Füßen gefühlt hatte, kroch an ihren Beinen hoch und überzog ihren ganzen Körper mit einer kristallenen Eisschicht. Ihr Mund wurde trocken. Sie musste sofort etwas trinken. Als sie aufgestanden und einen Schritt gegangen war, wankte sie so sehr, dass sie sich mit der Hand an der Wand abstützen musste.

“Mama, ist dir schlecht?”
Rustam stand mit großen Augen in der Tür. Der Schlaf klebte in seinen Wimpern, die weichen braunen Haare standen ihm vom Kopf ab. “Was ist das?”
Er bückte sich nach dem Papierball, der Samira aus der Hand gefallen war. Blitzschnell stellte sie ihren eiskalten Fuß darauf und blickte ihn statt einer Antwort nur an. Er war das Ebenbild seines Vaters. Samiras Herz schrumpfte zu einem Klumpen zusammen. Sie hob das Papierknäuel auf, ging zur Spüle, drehte kaltes Wasser auf und schwappte sich etwas davon mit der freien Hand ins Gesicht.
“Es ist nichts, ich habe nur Kopfschmerzen. Geh wieder ins Bett, es ist mitten in der Nacht.”
Rustam sah seine Mutter zweifelnd an. Er wusste, dass sie keine Widerrede dulden würde. Mit hängenden Schultern machte er kehrt und ging hinaus.
Samira setzte sich an den Küchentisch, nahm ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Kusine Taisa. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Verbindung hergestellt war. Dann hob Taisa gleich ab.
“Bei dir ist es fünf Uhr morgens, was ist passiert?”
Als Samira die vertraute Stimme hörte, durchbrach ein Schluchzer ihre Eisdecke.
Taisa war die ganze Zeit über Samiras einzige Freundin geblieben. Die jahrelange Trennung seit der Flucht von Taisas Familie aus Grosny vor zwanzig Jahren hatte daran nichts geändert, obwohl Samira jetzt schon fünf Jahre lang in Österreich lebte und viele nette Menschen kennengelernt hatte.
“Taisa, es nimmt einfach kein Ende. Er hat es letzte Nacht wieder versucht.”
Samira hörte das Klicken eines Feuerzeuges und einen Zug an der Zigarette, der wie ein tiefer Seufzer klang.
“Es war klar, dass er früher oder später wieder auftaucht. Und dir ist hoffentlich auch klar, was du jetzt zu tun hast. Du hättest schon beim letzten Mal zu uns kommen sollen.”
“Ich weiß”, sagte Samira leise.
“Diesmal kannst du dich nicht in deinem Schneckenhaus verkriechen und hoffen, dass es vorbeigeht. Du gehst heute noch zur Polizei und lässt euch in Sicherheit bringen. Ich finde inzwischen heraus, wie wir euch am schnellsten zu uns nach Vancouver bringen.”
Sie stieß den Rauch ihrer Zigarette aus und fügte hinzu:
“Du musst jetzt einen klaren Kopf behalten. Bist du noch da?”
“Ja. Du hast Recht.”
“Ich ruf dich an, sobald ich etwas weiß. Wir schaffen das gemeinsam, gut?”
Wir eine Bleischürze legte sich die Trostlosigkeit um Samira und erstickte auch ihre Worte. Sie drückte auf “Gespräch beenden” und legte ihre brennende Stirn auf die Tischplatte.

“Gibt es bei Tante Taisa ein Schwimmbad?”
“Und einen Zoo?”
“Dürfen wir in ihrem Garten Fußball spielen?”
Samira saß auf einem prall gefüllten Koffer und zerrte am Zippverschluss. “Das werden wir sie alles fragen, wenn wir da sind.” Sie schloss den Koffer und stellte ihn neben sich auf. “Kommt jetzt, unser Taxi wartet. Rustam, nimm die Tasche.”
“Ich bin schon groß, ich kann auch den Koffer tragen.”
Rustam versuchte den dunkelroten Kunststoffkoffer hochzustemmen, der ihm bis an die Hüften reichte. Er zerrte mit verbissener Miene daran. Samira schob ihn sanft zur Seite.
“Du bist elf. Nimm die Tasche und kommt jetzt.”
Im Taxi roch es nach Schweiß und Alkohol. Ein sonnengebräunter junger Mann mit einer großen schwarzen Sonnenbrille nahm seinen Fahrgästen grußlos das Gepäck ab und verstaute es im Kofferraum. Die braune Lederbank knirschte mürrisch, als sich Samira hineinfallen ließ. Als der Fahrer einstieg, drehte er sich zu Samira und den Kindern um, senkte den Kopf und blickte müde über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg.
“Wohin?”
“Zum Flughafen, bitte.”
Der Wagen fuhr an, Samira beugte sich über Damir und öffnete das linke Rückfenster. Sie fuhren durch die Wiener Innenbezirke, die noch im Tiefschlaf lagen und über denen trotz der frühen Morgenstunde schon eine schwüle Dunstglocke hing. Irgendwann fuhren sie auf die hässliche graue Schnur der Autobahn auf, die zum Flughafen führte. Der Fahrer hing hinter dem Lenkrad. Es schien die letzte Fuhre seiner Nachtschicht zu sein.
Rustam und Damir saßen mit geröteten Gesichtern links und rechts von ihrer Mutter und malten sich ihre Ferien in den schönsten Farben aus. Nach den Monaten der Enge und Trostlosigkeit im kleinen Zimmer des Frauenhauses war die Aussicht auf den ersten Flug und auf Kanada für sie wie das Schlaraffenland und Disneyland in einem.
Jede Frage, die ihre Söhne ihr stellten, traf Samira wie ein Pfeil. Sie ahnten noch nichts vom großen Verrat, der an ihrem vermeintlichen Urlaubsort darauf wartete, ihr Vertrauen zur Mutter mit einem Hieb zu zerstören. Samira hatte unzählige Nächte damit zugebracht, über einen Weg nachzugrübeln, wie sie es ihnen sagen könnte. Am Ende war sie zu dem Schluss gekommen, ihnen ihre Unbeschwertheit so lange wie möglich zu erhalten. Wie sollten sie es verstehen, dass ein paar Paragraphen das Zusammenbleiben mit ihrer Mutter verhinderten? Für die Kinder war alles geregelt, Samira hatte vor zwei Wochen die Einwilligung zur Adoption unterschrieben und an Taisa zurückgeschickt. Sie selbst konnte als Flüchtling nicht einfach so auswandern. Noch zwei Jahre des Wartens, Arbeitens, Sparens, um in der Zwischenzeit ein paarmal zu ihnen fliegen zu können. Danach der Antrag auf die österreichische Staatsbürgerschaft. Wieder Warten. Dann die Einwanderungsprozedur.
Samira schloss die Augen. Sie wollte einschlafen und in dem Moment wieder erwachen, wo sie die kanadische Green Card in den Händen hielt.

“Achtundzwanzig, bitte!”
Samira fuhr hoch. Das Taxi stand vor einer riesigen grauen Betonhalle mit der Aufschrift “Abflug” in einer Schrift, die seit wohl fünfzig Jahren nicht erneuert worden war. Samira kramte ihre Geldbörse aus der Handtasche, gab dem Fahrer ein etwas zu großes Trinkgeld und stieg aus. Damir und Rustam hüpften ihr vor den Füßen herum. Der Taxifahrer trug ihren Koffer bis zum Eincheckschalter und verabschiedete sich.

Der Flug verlief ohne Turbulenzen. Die Kinder schwammen auf einer Woge der Seligkeit, sie durften Disneyfilme ansehen, fettige Burger essen und Coca Cola trinken. Samira versuchte zu schlafen, doch sie fand keine Ruhe. Nur noch sechs Stunden. Noch fünf. Vier.
“Meine Damen und Herren, wir beginnen in wenigen Minuten mit unserem Landeanflug auf Vancouver.”
Rustam und Damir reckten ihre Hälse zum Fenster und suchten Land, doch sie flogen noch über der Wolkendecke. Samira fröstelte, sie zog sich ihre Jacke über, bevor sie ihren Sicherheitsgurt anlegte und die der Kinder kontrollierte. Jede Faser ihres Körpers sträubte sich gegen die Landung.

“Damir! Rustam! Samirotschka!”
Taisa lief mit offenen Armen auf Samira und ihre Buben zu, als die Schiebetür in der Ankunftshalle sich öffnete und ihnen den Weg freigab. Ihre Tränen liefen in einer wimperntuschegefärbten Bahn schwarz an ihren Wangen herunter. Sie kümmerte sich nicht darum und nahm alle drei lachend in die Arme. Ihr Atem roch nach Kaffee und Zigaretten. “Endlich! Wie gut, dass ihr endlich da seid!” Sie küsste ihre Kusine und die Buben abwechselnd auf Kopf und Wangen und drückte sie so fest an sich, dass den Kindern die Luft wegblieb.
Ali, Taisas Mann, kam jetzt verlegen hinter seiner Frau zum Vorschein. Er umarmte Samira und fuhr den Kindern durchs Haar. “Willkommen in Vancouver”, brummte er, dann nahm er das Gepäck und führte sie zum Parkhaus, wo das Auto wartete.
Die Kinder konnten es nicht fassen, Onkel Ali ließ sie vorn in seinem Jeep sitzen, Taisa und Samira saßen hinten. Der Wagen bog auf den Highway und fuhr Richtung Vancouver.
“Ich freue mich wirklich, dass Damir und Rustam es so gut weggesteckt haben”, sagte Taisa mit gedämpfter Stimme. “Wie haben sie es denn aufgenommen, dass sie allein hierbleiben?”
Samiras Herz rutschte zu ihren Füßen hinunter. Sie biss die Zähne zusammen, um ihre Tränen zu unterdrücken und sah ihre Kusine an.
Taisas Gesichtsausdruck wechselte langsam von Erwartung zu Unverständnis und schließlich Fassungslosigkeit über.
“Oh Gott. Du hast es ihnen noch nicht gesagt”, sagte sie tonlos.
Samira wandte sich ab. Sie konnte ihre Tränen jetzt nicht mehr halten. Sie ließ sie einfach laufen und sah schweigend aus dem Fenster auf die graue Silhouette der Stadt hinaus, die jetzt an ihnen vorüberzog.
Taisa ergriff mit ihrer linken Hand Samiras linke und strich sanft mit dem Daumen darüber. Mit der anderen umfasste sie den Kopf ihrer Kusine, drückte ihn leicht gegen ihre Schulter und streichelte ihr das Haar aus dem Gesicht.
“Wir sind in zehn Minuten da. Als erstes mache ich uns eine Kanne Eistee und wir setzen uns gemütlich in den Garten. Du wirst dich hier sehr wohl fühlen, das verspreche ich dir.”

Text

Meine rechte Hand

Sie war immer schon ein Langeweiler und faul, dass es zum Himmel stinkt. Schon als Kind wollte sie nie mit den Sachen spielen, die ihr die Linke hinhielt. Sie meinte bloß, sie müsse sich immer von den Händen der Großen fangen und halb zu Tode quetschen lassen, das sei Aufgabe genug, außerdem sei ihr vom ewigen Geschütteltwerden ständig ein wenig übel, man solle sie also bitte in Ruhe lassen.
Als sie in die Schule kam, ging das Theater erst richtig los. Sie weigerte sich von Anfang an, jede Art von Schreibgerät zu halten. Dieses Mal redete sie sich auf die rechte Gehirnhälfte aus, die ihr angeblich nicht die notwendigen Signale sendete, daher sei sie dazu einfach nicht in der Lage. Basta.
Die schwerste Krise begann, als ich versuchte sie auszutricksen, indem ich ihr eines Tages die Tastatur eines Akkordeons vorhielt und sie zum Spielen aufforderte. Sie war fassungslos über diesen hinterhältigen Versuch, sie zur Arbeit zu zwingen, und schritt zur Tat. Zu Beginn kollaborierte sie mit den Sehnen, die aus Angst vor ihrer herrischen Art brav eine Entzündung ausbrüteten, um ihr Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, welche sie für intensive Nachforschungen auf verschiedensten Ebenen nutzte, um schließlich herauszufinden, wer der Ansprechpartner für ihren raffinierten Plan war. Die Hypophyse gab ihr – nach reichlichem Widerstand, ich muss das honorieren, sie hat sich redlich bemüht – das Geheimnis preis: Sie hatte die Herrschaft über das Somatotropin, die Lösung all ihrer Probleme, inne. Man einigte sich, die Hypophyse durfte weiter produzieren, nur keine Lieferungen mehr an die rechte Hand zustellen.
Kurz, sie hörte auf zu wachsen.
Ich schleppte sie zu allen erdenklichen Spezialisten, die sie begrapschten und von allen Seiten fotografierten. Sie kam sogar ins Rampenlicht, als Stargast in einem medizinischen Fachartikel.
Das passte ihr natürlich gar nicht. Ihr Plan hatte zum Ziel gehabt, endlich für alle Zeiten in Ruhe gelassen zu werden, und sie sann auf Rache.
Wieder gelang es ihr, andere Körperteile einzuschüchtern. Sie verhalfen ihr dazu, dass sie mir einen bösen juckenden Ausschlag, eine äußerst schmerzhafte Nagelbettentzündung und danach auch noch gichtähnliche Symptome bescherte.
Nun wurde ich meinerseits auch langsam ungemütlich. Jahrelang hatte ich zugesehen, vieles verstanden, aus Gutmütigkeit über einiges hinweggesehen, mich von ihrer unschlagbaren Überzeugungskraft blenden lassen. Ihr Lieblingsargument war die Macht, die sie per se immer schon hatte, was sie mit zahlreichen Wendungen belegte: etwas in der Hand haben, eine Sache nicht aus der Hand geben, jemandem aus der Hand fressen – sogar mein Schicksal könne ich mir aus ihr lesen lassen!
Ihre letzten Eskapaden hatten mich ungeachtet ihres rhetorischen Genies endgültig an den Punkt getrieben, wo ich die Sache – jawohl, in die Hand nehmen musste.

Wir gehen jetzt einmal die Woche zum Therapeuten und ich beginne leise zu hoffen, dass sie doch noch vernünftig wird.
Hand aufs Herz, so geht es doch wirklich nicht, oder?

Mittwoch, 6. Februar 2013

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